In Antwort auf:
„Ich weiß ehrlich nicht, was die Leute meinen, wenn sie von der Freiheit des menschlichen Willens sprechen“, sagte Einstein. „Ich spüre, dass ich meine Pfeife anzünden will, und tue das auch; aber wie kann ich das mit der Idee der Freiheit verbinden? Was liegt hinter dem Willensakt, dass ich meine Pfeife anzünden will? Ein anderer Willensakt?“
Einstein war Theoretiker. Die allgemeine Relativitätstheorie, die er 1915 aufgestellt hatte, fand erst Jahre später, bei einer Sonnenfinsternis 1919, die erste Bestätigung. „Revolution in der Wissenschaft“ titelte damals die Londoner „Times“. Newtons Weltbild, die klassische Physik, wankte.
Erste empirische Bestätigungen für Einsteins Skepsis gegenüber dem freien Willen ließen noch viel länger auf sich warten. Inzwischen aber mehren sich die Befunde, die auch den freien Willen ins Wanken bringen. Sie kommen aus den Labors der Hirnforschung – und für einige der Experten kündigen auch sie bereits eine Revolution an.
Roths Beleg: Ein OP-Saal in Montreal, Kanada, Mitte des letzten Jahrhunderts. Ein Neurochirurg namens Wilder Penfield beugt sich über den offenen Schädel eines Epilepsie-Patienten und stimuliert mit Elektroden dessen Hirn; der Patient ist bei vollem Bewusstsein. Was sich wie Science-Fiction anhört, ist für den Chirurgen fast eine Routine-Untersuchung – in den 1940er und 50er Jahren operiert er Hunderte von Epileptikern. Mit seinen Elektroden sucht er nach dem „epileptischen Herd“: dem krankhaften Gewebeklumpen, von dem die epileptischen Gewitter im Gehirn ihren Anfang nehmen.
Irgendwann während der OP des epileptischen Mannes trifft der Chirurg mit der Reizelektrode auch das Hirnzentrum, das den Arm steuert – und der Arm des Mannes bewegt sich. Kurios fällt die Antwort aus, als Penfield den Mann daraufhin fragt, warum er denn gerade seinen Arm bewegt habe: „Weil ich es wollte!“, sagt der Mann.
Befunde wie diese sind ein gefundenes Fressen für Roth. Seiner Meinung nach ist nicht nur der freie Wille eine Illusion. Auch die Vorstellung, wir könnten vernünftige Erklärungen für unser Verhalten ablegen, sei eine Täuschung. Wir meinen zwar zu wissen, warum wir etwas tun, sagt Roth, aber in Wahrheit tappen wir im Dunkeln.
Seine Begründung: Die Entscheidungen für unsere Handlungen stammen aus dem Unbewussten. Weil das aber per definitionem inkognito arbeitet, bleibt es unserem Bewusstsein verborgen, dass eigentlich das Unbewusste „der Chef ist“, wie Roth sagt.
In seiner Verblendung schreibt das bewusste Ich, nicht ganz frei von Größenwahn, „alles sich selbst zu“.
Es gibt aber sehr große Gefahren bei der Interpretation der Daten.
Was dieses Video wohl veranschaulichen dürfte :
Doll Face by Andy Huang
Filed under: Gedankenspiele, Gesellschaft, Manipulation, Medialen | Tagged: freiheit, gedanken, Gesellschaft, Illusion, Manipulation, mediale, vorstellung, wille | Leave a comment »